Wie viele Verlängerungskabel dürfen hintereinander angeschlossen werden?

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Wie viele Verlängerungskabel sind zu viel?
Wie viele Verlängerungskabel sind zu viel? (Bildquelle: kobzev3179/iStock/Thinkstock)

Frage aus der Praxis

Gibt es bestimmte Vorschriften, die vorgeben, wie viele Verlängerungskabel hintereinander angeschlossen werden dürfen? Wenn ja, welche? Was genau passiert, wenn ich drei Verlängerungskabel hintereinander hänge?

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Dipl.-Ing. Holger Bluhm

Grundsätzlich gibt es keine DIN-VDE-Bestimung, die pauschal eine Festlegung trifft wie viele Verlängerungskabel hintereinander angeschlossen werden dürfen. Demnach ist im juristischen Umkehrschluss zunächst das Hintereinanderstecken von Verlängerungsleitungen erstmal statthaft.

Allerdings dürfen die Abschaltbedingungen der Schutzmaßnahme „Automatische Abschaltung im Fehlerfall“ in Abhängigkeit des vorhandenen Stromversorgungsystems (TN-, TT- oder IT-System) gemäß DIN VDE 0100-410:2018-10 Abs. 411 ff. nicht verletzt werden. Für das TN-System gilt gemäß DIN VDE 0100-410:2018-10 Abs. 411.4.4 die Abschaltbedingung:

Abschaltbedingung:

Hiernach darf eine bestimmte Schleifenimpedanz (Zs) nicht überschritten werden, so dass eine Abschaltung im Fehlerfall der vorgeordneten Überstromschutzeinrichtung (z.B. Leitungsschutzschalter B 16A gG/gL) jederzeit gewährleistet ist.

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Genau durch das Hintereinanderstecken von Verlängerungsleitungen wird nun aber diese Schleifenimpedanz, bedingt durch erhöhte Leitungslängen in dem Stromkreis, unzulässig erhöht und kann unter bestimmten Bedingungen bereits beim einfachen Hintereinanderstecken zweier Verlängerungsleitungen den maximal zulässigen Grenzwert der – für den individuellen Stromkreis in Abhängigkeit des Auslösestroms (Ia) der vorgeordneten Überstromschutzeinrichtung geltenden – Schleifenimpedanz überschreiten. Es würde nun zu keiner Abschaltung der Überstromschutzeinrichtung kommen und gleichzeitig eine unzulässige Erwärmung der Verlängerungsleitungen bis hin zum Einsetzen eines Schwelbrandes oder Zündung eines Lichtbogens infolge der nachlassenden Isolationsfestigkeit der Leitung(en) kommen.

Aus diesem Grund existiert eine praxisnahe Aussage von vielen Elektrofachkräften jedoch ohne fachliche Gewähr, die da lautet: „Pro Steckdosenstromkreis oder pro ortsfester Steckdose nur maximal eine Verlängerungsleitung anschließen!“ So wird im Normalfall und bei Vorhandensein einer intakten, fachgerecht errichteten ortsfesten elektrischen Anlage beim Benutzen von Verlängerungsleitungen durch elektrotechnische Laien gewährleistet, dass die Schleifenimpedanz am Ende der Verlängerungsleitungen immer noch einen zulässigen Wert aufweist.

Fachlich sauber ist diese Vorgehensweise jedoch nicht, sondern hier ist immer die verantwortliche Elektrofachkraft des Betriebs gefordert, die Schleifenimpedanzmessung vorzunehmen und eine Aussage auf Zulässigkeit individuell auf den Stromkreis bezogen zu machen.

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Kommentare

Kommentar von Harald Gnecke |

"Das Kaskadieren von Mehrfachsteckdosen mit Haushaltssteckern (z.B. Typ F CEE 7/3, SchuKo®), ist in Deutschland gemäß DIN VDE 0620-2-1:2016 nicht zulässig" So ist laut Bachmann zulesen.
Genauso wie: "Bevor du jedoch auf die Idee kommst einfach eine zweite Steckdosenleiste anzuschließen solltest du wissen, dass man generell keine Steckdosenleisten ineinander stecken soll. Dies muss sogar (laut VDE 0620) an der Steckdosenleiste mit einem Warnhinweis „nicht hintereinander stecken“ vermerkt sein".

Somit gehe ich von auch das man in eine Verlängerungkabel/Mehrfachsteckdosenkabel NUR Endgeräte/Verbraucher einstecken darf was im Umkehrschluss bedeutet, das man Verlängerungkabel/Mehrfachsteckdosenkabel NUR in festverbaute Steckdosen, welche durch eine Fachkraft somit auch geprüft/gemessen (Schleifenwiderstand,Netzinnenwidersdtand sowie die FI Prüfung) wurde, einstecken darf.

Kommentar von Christian |

@ Helmut, Kommentar vom 18.1.2017:

Lese gerade die Kommentare zum Hinteeinanderschalten von Mehrfachsteckdosen.
Bei dem Kommentar von Helmut, dessen Ergebnis angeblich eine Leitungslänge von 80 bzw. 50 m zulassen soll ist ein entscheidender Rechenfehler. Die Schleifenimpedanz, also der Widerstand der Leitung wird natürlich nicht ab Sicherung gemessen. Meim Messen der Schleifenimpedanz wird das Leitungsnetz bis zum vorgeschalteten Trafo gemessen! das beinhaltet das leitungsnetz vom Trafo zum Haus, im Haus zur Zähleinrichtung, zum Sicherungsverteiler, von dort zur Steckdose. Die Messung dieser Werte erfolgt mit speziellen Messgeräten.
Da man aufgrund der Leitungslängen zum Trafo, dessen Standort der Laie nicht erkennen kann, und die bis dorthin verlegenten Leitungen mit entsprechenden Leitungsquerschnitten nicht ermitteln kann, kann man nicht pauschal sagen, welche zusätzliche Leitungslängen ab Steckdosen noch zulässig sind. Ich würde emfehlen, so handhaben wir es bei Betrieben mit entsprechender Gefährdungsbeurteilung, dass bei benötigten Mehrfachverbindungen von Mehrfachsteckdosen an der letzten Steckdose mit dem entsprechenden Messgeräten die Schleifenwiderstände kontrolliert werden, somit sind die im Fehlerfall erreichbaren maximalen Kurzschlusströme erkennbar. Nur so kann festgestellt werden, ob die Kriterien für das sichere Abschalten der Anlage bei Überlast durch die Vorgeschalten Leitungsschutzschalter gewährleistet werden kann. 50 - 80 m Zuleitungslänge beim Leitungsquerschnitt 1,5 mm² haben wir bislang nicht realisieren können. Diese Berechnung ist grundlegend falsch und führt zu gefährlichem Ergebnissen.

Kommentar von Pedro |

Es mischen sich hier bisher technische Analysen und Faustregeln. Die technischen Analysen kann eine Elektrofachkraft begreifen und praktizieren. Wie oft das mit der Theorie im Hinterkopf auch geschieht, wer wollte es beantworten.

Nun aber zu einem Versuch von praxisnahen Regeln für den Durchschnittsbürger. Der Bürger wartet nun auf Kommentare der Fachkundigen, was an diesen Überlegungen vielleicht verkehrt ist oder zu simpel gedacht ist.

1. Typischer Stromverbrauch einer intensiv belegten Steckdose im Haushalt
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ist nur zwischen 300 und deutlich unter 1000 Watt.
Das gilt auch für Mehfachsteckdosen und deckt beispielsweise ab: Computer, Drucker, Lautsprecher, LED-Leuchtmittel. Damit sind wir weit entfernt von maximalen 3 500 Watt.
Für diese Benutzung sollte möglichst ein zentraler Ausschalter nahe dem Wohnungseingang sein für Ausschaltung immer dann, wenn das Haus verlassen wird. sowie nachts.
Das dürfte in der Praxis nur über mehrere hintereinander geschaltete Verlängerungen gelingen.

2. Berechnung:
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Von der Sicherung (Wohnung) bis zur Steckdose üblicherweise im Mittel etwa 10 Meter. Bis zu 5 Verlängerungen würden üblicherweise maximal 10 Meter hinzufügen. Summe maximal 20 Meter, bis zu rund 10 Geräte, ferner Lampen, alles mit entsprechenden Anschlusskabeln und interner Verdrahtung, also einige Meter mehr denkbar.
Sind wir dann vermutlich immer noch im sicheren Bereich?

3. Alle Steckdosenleisten sollten Ausschalter
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(mit Kontrollleuchte) und Überspannungsschutz haben.
Auf jeden Fall Überspannungsschutz - z.B. 3000 Volt - bei der zentralen Steckdosenleiste mit dem Zentralschalter.
Alles sollte auf bis zu etwa 3 500 Watt ausgelegt sein.

4. Leitungsquerschnitte
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bei Verlängerungen sollten immer dem Mindeststandard von 1,5 mm entsprechen.
Das ist manchmal sogar angegeben... Wo es ausgewiesen ist, manchmal auch bei billiger Massenware, ist die Kabeldicke spürbar dicker als bei vieler Billig-Massenware?

5. Für die wenigen Geräte, die ständig versorgt sein müssen,
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muss man ein Minimum an Verlängerungen bei der Stromversorgung versuchen. - Beispiel: Telefonanlagen.

Dahingegen ist Ausschaltung auch für normale Desktop-Computer wohl sinnvoll? Das werden viele anders sehen.
Drucker sollten jedenfalls nur angeschaltet sein, wenn sie wirklich benutzt werden (verschiedene Gründe - und auch das mag mancher anders sehen).

6. Will man Geräte anschließen, die aus dem Schema herausfallen,
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weil sie deutlich mehr Watt benötigen, dafür muss man sorgfältig achten, dass diese vorzugsweise autonom von einem separaten Stromkreis betrieben werden, also separat abgesichert.

7. Alle Geräte sollten über einen separaten Ausschalter mit Kontrollleuchte
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verfügen und sollten bei Nichtbenutzung dort abgeschaltet werden. Steckdosenleisten ganz ohne angeschaltetes Gerät sollten insgesamt ausgeschaltet bleiben. (Deshalb nur solche mit Kontrollleuchte.)

8. Die mit Abstand häufigste Brandgefahr im Haushalt dürfte auf Netzteilen
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aus Fernost beruhen. Diese also nur bei Anwesenheit benutzen. Ferner bei den ersten paar Benutzungen vorzugsweise auf nicht brennbarer Unterfläche und ein wenig Abstand halten.
Noch besser, soweit möglich, Einzel-Netzteile ganz vermeiden, indem man lieber auf ein Gerät mit mehreren USB-Ausgängen übergeht. Dies für Stromstärken bis zu USB 3.O - oder spätere USB-Standards.

9. Mindestens ein Feuerlöscher
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mit angepasster Löschmittel-Charakteristik im Haushalt. Besser 2 (1x am Eingang, 1x nahe dem Schlafraum.) - Bei großen Wohnungen mehr je nach Größe.

10. Nun die Bitte: Was haben Fachleute an der Summe dieser Faustregeln auszusetzen?
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Vermutlich einiges? Dann bitte angehen, auf welche Nummer der vorstehenden Liste sich die Fehlereinrede bezieht.

Kommentar von SeBa |

Das größere Problem ist dass der Übergangswiderstand bei den hintereinander gesteckten Verlängerungen höher ist als der der Leitung der selben länge wäre. Eine 25m Leitung hat einen geringeren Widerstand als 5*5m hintereinander.

Kommentar von Torsten |

@Peter Kiel
...genau das ist das Problem bei der ganzen Geschichte. Es werden immer mehr kleine "smarte" Geräte im Haushalt. Jedes davon hat ein kleines Steckernetzteil, welche nicht selten gleich zwei oder drei Steckplätze blockieren.
Dazu kommen noch die Gefahren der "Wühlkisten - Steckdosenleisten" für einen unschlagbaren Dumpingpreis. Wenn bei diesen der PE überhaupt vom Stecker bis zu den Kontakten reicht, dann hat man schon Glück.
Erstaunt war ich hingegen von einen Elektronik Fachversandhandel wo ich geprüfte (mit Aufkleber!!!) Steckdosenleisten für ein absoluten fairen Preis bekommen habe!
Gleichzeitig benutze ich immer mehr USB Steckernetzteile mit mehreren Abgängen und rüste wo sinnvoll meine Wandinstallation mit UP USB Steckdosen vom Original Schalterhersteller.
Leider ist dies die einzige Möglichkeit der Flut der Netzteile her zu werden ohne die Gefährdung (Brand oder elektrischer Schlag) durch Steckdosenschlangen...

Kommentar von Peter Kiel |

sehr viel Theorie, doch wie sieht es in der Praxis aus?
Heutzutage hat jedes kleine elektronische Gerät ein Steckernetzteil.
Meist haben diese weniger als 10Watt. Wenn ich jetzt 3 Steckdosenleisten kaskadiere und nur solche Kleinleistungsgeräte anschließe, dann sollte das doch kein Problem sein.
Das mit der Impedanz bei Kurzschluss sehe ich ein. Die Frage ist allerdings ob dies wirklich ein signifikantes Risiko darstellt und nicht die Gefahr viel größer ist, dass ein Steckernetzteil ohne Kurzschluss auf der 220V Seite zu brennen anfängt.

Kommentar von Helmut |

Damit die Schutzmaßnahme “Schutz durch Abschaltung” im Fehlerfall funktioniert, ist es erforderlich, dass ein möglichst großer Fehlerstrom innerhalb der Fehlerschleife fließen kann. Der Fehlerstrom wird jedoch maßgeblich durch den Leitungswiderstand (z.B. aufgrund von Leitungslänge und -querschnitt) bestimmt. Je größer die Leitungslänge und je kleiner der Leitungsquerschnitt, desto größer der Leitungswiderstand.
Die Schleifenimpedanz (Zs) muss laut VDE 0100-410, Abs. 411.4.4 in einem TN-System dabei so bemessen sein, dass diese zur Einhaltung der Schutzmaßnahme nicht größer wird als der Quotient aus Nennspannung (UNennspannung) des Außenleiters gegen Erde (z.B. 230 V für eine Steckdose) und erforderlichen Abschaltstrom (IAbschalt) der Schutzeinrichtung (z.B. 80 A für einen LS-Schalter vom Typ B 16 A). In einer Formel ausgedrückt bedeutet das:
ZS ≤ UNennspannung/IAbschalt
Als Rechen- und Messbeispiel für die maximale Schleifenimpedanz soll hier noch einmal die Steckdose mit 230 V dienen, die über einen LS-Schalter vom Typ B 16 A abgesichert ist:
Zs ≤ 230 V/80 A
Zs ≤ 2,88 Ω
Einen Sicherheitsaufschlag von mind. 30 % (Faktor 0,7) beachten:
Zs ≤ 0,7 x (230 V/80 A)
Zs ≤ 2,0 Ω
Cu-Draht 1,5 Qudrat hat einen Widerstand von 12.6 mOhm pro Meter. 2000mOhm/12,6 mOhm ergibt 158,7m.
Schleife zwischen Außenleiter und Schutzleiter halbiert den Wert auf ca. 80 m Kabelweg. Rechnet man 20-30 m für das Kabel bis zur Steckdose ab, verbeiben noch 50m für mögliche Verlängerungskabel.

Kommentar von Frager |

Da wird schon wieder viel Halbwissen verbreitet...
Eine Schleifenimpedanzmessung ohne Auslösung des RCDs (Fi) ist sehr wohl möglich und seit Jahren Praxis im Alltag des messenden Elektroinstallateurs. Und zum Thema Hintereinanderschalten von Mehrfachsteckdosen: Die Problematik ist sicherlich immer die zusätzliche Steckverbindung, die sich zwischen Verbrauchsmittel und festinstallierter Steckdose einfügt. Diese kann dann x-fach auftreten und stellt je nach Ausführungsqualität ein mehr oder minder gefährliches Kontaktproblem da. Auch ist der zu geringe Querschnitt der Zuleitung ein Risiko. Einfach gesagt: Billige Ausführungen werden auch immer ein erhötes Gefahrenrisiko beinhalten. Der Hinweis von Herstellern auf die bestimmungsgemäße Verwendung ihrer Produkte ist absolut wichtig und EU-konform. Somit soll und muss natürlich auch der Konsument Verantwortung tragen. Z.B.: Wenn Sie ein E27-Leuchtmittel tauschen, ist die Fassung während des Tauschens nicht berührungssicher. Dies sollte auch dem elektrotechnischen Laien bewusst sein... Gut, wenn ein Hersteller darauf hinweist.

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