Elektrounfall: So führen Sie eine Unfallanalyse durch

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Ein Stromunfall kann viele Ursachen haben – Führen Sie unbedingt eine Unfallanalyse durch.
Ein Stromunfall kann viele Ursachen haben – machen Sie sich auf die Suche und erstellen Sie eine Unfallanalyse. Hier verraten wir Ihnen, wie. (Bildquelle: WUT789/iStock/Getty Images)

Der Volksmund sagt, aus Schaden werde man klug. Doch werden wir das wirklich? In vielen Unfallstatistiken, zum Beispiel in der Statistik der Stromunfälle in Deutschland, findet man Jahr für Jahr die gleichen Häufungen und Unfallschwerpunkte.

Das Lernen aus einem Stromunfall und dessen Folgen scheint nicht so einfach zu sein und schon gar nicht automatisch zu erfolgen. Das liegt auch daran, dass die betriebsinterne Suche nach der Ursache eines Elektrounfalls oder anderen Vorfalls manchmal zu vordergründig und oberflächlich bleibt. Erst eine tiefergehende Unfallanalyse, die ggf. Konsequenzen nach sich zieht, verbessert das Sicherheitsniveau nachhaltig.

Grundsätze einer umfassenden Unfallanalyse

Um in Ihrem Unternehmen durch umfassende Unfallanalysen aus Unfällen zu lernen, müssen Sie einige Grundsätze beachten.

Unfallanalyse nicht nur nach Arbeitsunfällen durchführen

Es geht nicht nur um Arbeitsunfälle, also Ereignisse, in denen ein Mitarbeiter tatsächlich körperlich verletzt wurde. Eine Analyse ist auch angebracht bei allen

  • Beinahe-Unfällen,
  • sicherheitsrelevanten Störungen,
  • Schadensereignissen und
  • allen Fällen, in denen nur der Zufall oder glückliche Umstände schlimmere Folgen verhindert haben.

Ursachen in verschiedenen Bereichen suchen

Bei der Ursachensuche sind stets alle drei Bereiche

  • Technik/Arbeitsmittel,
  • Arbeitsorganisation und
  • menschliches Verhalten

zu betrachten. Denn Gefährdungen entstehen oft erst oder werden verschärft durch ein Zusammenwirken mehrerer Faktoren.

Eigentliche Unfallursache nicht immer offensichtlich

Es geht nicht nur um die offensichtlichen Ursachen eines Unfalls. Diese können in einem Missachten von Schutzmaßnahmen liegen oder im Versagen eines Bauteils. Die eigentliche Unfallursache liegt aber oft tiefer.

Unfälle nicht als schicksalgegeben hinnehmen

Es geht darum, Unfälle nicht als schicksalgegeben hinzunehmen und nach Feststellen einer vordergründigen Kausalität zu den Akten zu legen. Analysieren Sie systematisch, um Schwachstellen in den Sicherheitsbestrebungen des Betriebs zu finden.

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Wiederholungen vermeiden

Ziel ist stets, aus einem Unfall zu lernen, um Wiederholungen zu vermeiden. Das kann bedeuten, bestehende technische Schutzmaßnahmen zu überprüfen und zu verbessern. Das kann aber auch dazu führen, Ausbildung, Unterweisungen, Arbeitsmethoden oder betriebliche Abläufe usw. zu optimieren und weiterzuentwickeln.

Unfallanalyse nach einem Elektrounfall

  1. Untersuchen Sie den Unfall
  2. Stellen Sie Fakten zusammen
  3. Ermitteln Sie die Ursachen
  4. Erstellen Sie einen Maßnahmenplan, der künftige Gefährdungen verhindert
  5. Führen Sie Wirksamkeitskontrollen durch

1. Untersuchen Sie den Unfall

  • Untersuchen Sie den Unfall schnellstmöglich und vor Ort, wenn das machbar ist.
    • Dann ist das Geschehene noch gut in Erinnerung,
    • eventuelle Beweismittel sind noch vorhanden und
    • Sie schützen andere.
  • Bei der Unfalluntersuchung sollten diese Personen dabei sein:
    • Verunfallte/Verunfallter, soweit es der gesundheitliche Zustand zulässt,
    • direkte Vorgesetzte,
    • Unfallzeugen, falls es welche gibt,
    • Fachkraft für Arbeitssicherheit

2. Stellen Sie Fakten zusammen

  • Seien sie dabei objektiv und so genau wie möglich.
  • Kennzeichnen Sie Vermutungen oder unklare Angaben.

3. Ermitteln Sie die Ursachen

  • Prüfen Sie die Verbindung zwischen den Fakten.
  • Berücksichtigen Sie systematische Fehler.

Bei Elektrounfällen ist es nicht nur der Stromschlag selbst, der für den Betroffenen fatale Folgen haben kann. Durch den Schreck oder das Zusammenzucken kann ein Werkzeug aus der Hand fallen oder das Unfallopfer von einer Leiter stürzen. Auch hier ist genau hinzuschauen und Konsequenzen sind zu ziehen. Stellt sich z.B. heraus, dass bei bestimmten elektrotechnischen Installationstätigkeiten Leiterunfälle gehäuft auftreten, könnte der Einsatz einer fahrbaren kippsicheren Podestleiter statt einer Anlegeleiter die Sicherheit deutlich erhöhen.

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4. Erstellen Sie einen Maßnahmenplan, der künftige Gefährdungen verhindert

  • Informieren Sie alle Mitarbeiter z.B. mit Unterweisungen über die Maßnahmen.
  • Grundlagen für die Unterweisungen können der Elektrounfall und die Unfallanalyse sein.
  • Wichtig: Neue Mitarbeiter nicht vergessen!

5. Führen Sie Wirksamkeitskontrollen durch

  • Prüfen Sie, ob die Maßnahmen umgesetzt werden und
  • passen Sie die Maßnahmen bei Bedarf an.

Beugen Sie Akzeptanzproblemen bei Beinahe-Unfällen vor

Ein „richtiger“ Unfall ist kaum zu verheimlichen. Er muss im Verbandbuch eingetragen werden, der Arbeitgeber und die Fachkraft für Arbeitssicherheit werden informiert, bei mehr als drei Tagen Arbeitsunfähigkeit erfolgt eine Meldung an die Berufsgenossenschaft usw.

Beinahe-Unfälle als Warnung sehen

Tagtäglich kommt es in deutschen Betrieben auch zu sogenannten Beinahe-Unfällen, die in keiner Statistik auftauchen und daher oft keine Konsequenzen haben. Dabei könnte man genau aus diesen Beinahe-Unfällen viel lernen, wenn man sie als Warnung versteht und den Ursachen genauso konsequent nachgeht wie einem tatsächlichen Arbeitsunfall.

Beinahe-Unfälle melden

Die Bereitschaft, einen Beinahe-Unfall zu melden, ist jedoch bei vielen Mitarbeitern gering. Zumal, wenn es sich um einen eigenen Verhaltensfehler handelt und derjenige mit einer Rüge oder gar Spott rechnen muss, wird er sich hüten, Kollegen oder dem Chef von einer heiklen Situation zu erzählen. Dies ist verständlich, im Sinne der Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung eines hohen Sicherheitsniveaus jedoch kontraproduktiv.

Verantwortungsbewusstsein fördern

Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter, auch Beinahe-Unfälle, vermeintlich folgenlose Stromschläge und ähnliche Vorkommnisse zu melden. Kein Angehöriger eines Elektroberufs sollte kritisiert oder herabgewürdigt werden, wenn er z.B. einen „Wischer“ offen dem Vorgesetzten meldet. Im Gegenteil, Ehrlichkeit und Verantwortungsbewusstsein gehört gelobt. Denn was diesmal gut ausging, könnte beim nächsten Mal oder unter anderen Umständen für einen Kollegen tödlich enden.

Beitrag ursprünglich von 2016, zuletzt aktualisiert am 27.09.2023

  • Autor:

    Dr. Friedhelm Kring

    freier Lektor und Redakteur

    Kring, Friedhelm

    Dr. Friedhelm Kring ist freier Lektor, Redakteur und Fachjournalist mit den Schwerpunkten Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz.

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